Der Meiner hat nun einen Blog! Da die Erstellung des Blogs gerade zum
Saisonende erfolgte und der Winter nicht ganz so ereignisreich ist wie
mitten in der Saison, werde ich ein wenig in die Vergangenheit reisen
und mit wenigen Worten davon berichten wie ich die Saison 2011 erlebt
habe!
Wenn man die Erlebnisse und Erfolge auf dem Rad als Diagramm darstellt,
verläuft die Linie nicht unbedingt aufsteigend und linear, sondern eher
wie das Höhenprofil der MTB-Strecke des EBMs. Ich werde den Verlauf der
Strecke näher erläutern.
Danke Ford Fiesta Fahrer |
3. Platz CC-Prina |
Nach langen und
schönen Trainingseinheiten konnte ich am 17.04.2011 mein erstes
Radrennen in diesem Jahr beschreiten. So steil wie der Alp de Wettin
ging es an diesem Tag auch für mich bergauf, denn ich erreichte beim
CC-Pirna den 3. Platz in der Gesamtwertung. Die darauffolgenden Rennen
waren vielleicht nicht so erfolgreich, aber ich konnte sie sehr effektiv
als Training nutzen. Im Mai fuhr ich mit Lars „der Lange“ Strehle und
vielen weiteren Radsportbegeisterten dann endlich in das langersehnte
Trainingslager, in die Region Emilia-Romagna, um unsere Leistung bei
sommerlichen Temperaturen weiter zu steigern.
Trainingslager Italien |
Zielankunft in Kap Arkona nach 640 Kilometern |
Mein Saisonhöhepunkt „Fichkona - der Wahnsinnsritt im Osten“ rückte
immer näher. Für jemanden der nicht genug vom Radfahren bekommt, dem
kann ich diese Radtour über 601 Kilometer in innerhalb von 24 Stunden
nur ans Herz legen. Als Vorbereitung dafür nutzte ich noch die
Leipzig-Brocken-Leipzig Tour, die sich über 330 km erstreckt und 3300
Höhenmeter mit sich bringt. Am 25.06.2011 war es dann soweit und mein
Körper hatte die Ehre diesen Ritt im Osten über sich ergehen zu lassen. In
Gruppe 1 einsortiert ging es dann bei äußerst sommerlichen Temperaturen
von 5°C pünktlich kurz nach 10 Uhr auf dem Col de Fichtel los. Die
ersten 120 Kilometer durch das Erzgebirge bewegten wir uns eher in Form
einer Ziehharmonika fort. Erst danach merkten wir, dass die Bewegungsform
für die nächsten bevorstehenden 520 Kilometer uneffektiv ist und reihten
uns fleißig in Zweierreihen ein. Nun stand einer entspannten Tour mit
vielen Unterhaltungen nix mehr im Wege. Die meisten denken bei so einer
Tour hat man es zuerst mit dem Hintern oder den Beinen zu tun. Doch um ehrlich zu sein,
es ist der Hals vom vielen Quatschen. Die Zeit verging wie im Flug und
nach knapp 400 Kilometern mussten wir uns auf eine wirklich finstere
Nacht einrichten, aber von Müdigkeit war noch keine Spur. In der
Dunkelheit fuhren wir durch eine eher karge Landschaft zur
Strelasundbrücke. Endlich erreichten wir nach 550 Kilometern die Ostsee
und gleichzeitig bekam mein Magen von den unzähligen ISO-Drinks, die ich
zu mir nahm starke Krämpfe zu spüren. Für die nächsten 50 Kilometer hieß
es Ruhe bewahren, viel Wasser trinken und auf Nahrung zu verzichten.
Ich spürte wie das Feuer des Ofens langsam ausging und kämpfte mich
dennoch bis zum Kap Arkona durch. Das Ziel erreichten wir nach 640 Kilometern und
21 Stunden, das Gefühl ist unbeschreiblich. Eine Mischung aus
Schmerz, Erschöpfung, Glück, Müdigkeit und Freude. Mein Körper nutzte
jetzt jede kleinste Gelegenheit um in den Tiefschlaf zu fallen. Die
Unterstützung meiner „Muttsch“ war ganz stark. Wir hatten beide einen
Erholungsurlaub an der Ostsee verdient!
2 Stunden MTB-Race in Frauenstein |
Die Fichkona prägte sich nicht nur in den Kopf, sie hinterließ auch
Spuren im gesamten Körper. Die Magenschleimhäute waren entzündet und die
Beine weigerten sich in irgendeiner Form zu strampeln. Mein Drahtesel
und ich mussten eine harte Zeit durchmachen. Doch diese Krise war nach
vielen Sitzungen dann doch überstanden, sodass ich mich nun auf den
zweiten Teil der Saison konzentrieren konnte. Da ich mich nicht mit
einem Höhepunkt zufrieden gebe, wählte ich als zweiten den EBM
(Erzgebirgs-Bike-Marathon). Ich nutzte den Juli um mich gezielt auf
diesen vorzubereiten. Die Beziehung mit meinem Rad schien wieder zu harmonieren. Am 10.07.2011 wollte ich das gleich beim 2-Stunden MTB Race
in Frauenstein unter Beweis stellen. Mit dem 4. Platz verfehlte ich das
Podest in meiner Altersklasse leider nur knapp. Dennoch gab mir das
Rennen wieder volle Motivation mich weiter auf den zweiten Höhepunkt
vorzubereiten.
EBM (Erzgebirgs-Bike-Marathon) |
Am 07.08.2011 war es soweit. Der Erzgebirgs-Bike-Marathon! Dar Herr
Altmeister, dar Straßenfahrer und ich entschlossen uns, am Samstag anzureisen
und im Hotel „Wettiner Höhe“ in einem 2-Bett-Zimmer mit Aufbettung zu
übernachten. Die Aufbettung war irgend so ein Drahtgestell mit einem
Schaumstoff oben drauf, welches schon beim Anblick einzustürzen drohte.
Das wird wohl das Schlafgemach für den leichtesten Fahrer. Da schon die Waden vom
Altmeister so viel wiegen wie mein ganzer Körper und für’n
großen Straßenfahrer eine Schlafposition nur unter Verknotung sämtlicher
Körperteile gefunden werden kann, hatte ich die Ehre, auf dem Einzelbett
meine Schlafruhe zu finden! Zum Glück unverletzt wachte ich nach einer
sehr durchwachsenen Nacht am Renntag auf. Viel Schlaf war nicht drin,
aber ich fühlte mich fit und war absolut heiß auf diesen Marathon. 100
Kilometer und knackige 2400 Höhenmeter standen mir bevor. Beim Massenstart von
rund 1500 Fahrern musste man erstmal seine Drängelkünste unter Beweis
stellen. Ich bin gut durch die Menge durchgekommen und konnte mich an
einer guten Position einfinden. Für die 3. Runde bereitete der liebe
Gott eine Herausforderung der besonderen Art für die Langstreckenfahrer
vor. Es regnete ungemein und unsere Räder versanken im tiefsten Schlamm.
Die letzten 28 Kilometer waren für den gesamten Körper eine intensive
Fangobehandlung bis ins kleinste Detail. Das Ziel erreichte ich nach
04:48:01 als 36. Platz in der Gesamtwertung. Die Reinigung des Fahrers,
dem Stoff, welcher ihn ummantelt und des MTBs nahm nochmals so viel Zeit
in Anspruch. Was für ein Erlebnis!
EBM (Erzgebirgs-Bike-Marathon) |
EBM (Erzgebirgs-Bike-Marathon) |
Aber die Saison ist noch nicht vorbei. Viele Rennen habe ich mir noch
vorgenommen. Wenn ich gewusst hätte, dass mich für den letzten Teil der
Saison eine absolute Pechsträhne verfolgte, hätte ich mir das nochmal
überlegt.
Am 21.08.2011 nahm ich am 13. Torgauer MTB Rennen teil. Natürlich wählte
ich die längste Strecke von 84 Kilometern auf absolut flachem Terrain.
Einen großen Fehler machte ich schon am Start. Ich stellte mich mit
einem angebrochenen Sattel an die Linie. Dieser wollte einfach meinem
Körpergewicht nicht Stand halten und brach nach ca. 50
Kilometern. Als 10. Platz erreichte ich das Ziel.
Nach dem Sturz bei der Vier-Hübel-Tour |
Mit einem technisch einwandfreien Fahrrad stellte ich mich nun eine
Woche später am 28.08.2011 in den Startblock der Vier-Hübel-Tour. Ich
hatte die Ehre mit dem Stein-Bikes-Trikot zu starten um meine Leistung
unter Beweis zu stellen. Für die Versorgung der Fahrer unterwegs wurde
ein großes Verbottlungsteam bereitgestellt. Ich spürte in meiner
Muskulatur zwar die vorangegangenen Rennen, dennoch hatte ich ein gutes
Gefühl vor dem Start. Der Schuss fiel! Am ersten Anstieg nach 500 Metern
ging es dann gleich richtig zur Sache und ich verlor den Anschluss zur
Spitzengruppe. Kurz danach konnte ich wieder aufschließen, aber nicht
dran bleiben. Das wollte ich am ersten Berg natürlich wieder einholen. Auf dem Weg zum Bärenstein führte eine Asphalt Straße, ca. 3 Meter
breit, die durch Hütchen in der Mitte getrennt war. Am Anstieg ließ ich
5 Fahrer hinter mir. In meinem Sichtfeld war kein Mountainbiker mehr zu
sehen. Ich musste mich alleine auf die Abfahrt machen und ordnete meine
Kette rechts ein. Ich brachte mein Gefährt auf 70 km/h, was eindeutig
zu schnell für die doch kurvenreiche Strecke war. Mein Fahrrad empfand
die Geschwindigkeit an der ersten Rechtskurve ebenfalls zu hoch und ich
wurde ohne Vorwarnung vom Bock geschmissen. Nun war ich auf mich alleine
gestellt, dieses Tempo zu bremsen. Der Asphalt eignete sich dafür
hervorragend und meine Haut schürfte wie Sandpapier über die Straße. Am
Wegesrand befanden sich vor einem zwei Meter breiten Brennnesselfeld
auch noch Steinpoller, die ich umgehen musste. Mein Fahrrad entschied
sich, mit der Federgabel zuerst gegen einen Steinpoller zu knallen,
wobei ich nur wenige Zentimeter an den nächsten vorbei steuerte.
Glücklicherweise kam der Meiner im Brennnesselfeld zum Stehen, denn
dahinter befand sich auch schon der Abgrund. Mein Arm setzte sich für
diese Bremsung am meisten ein und wurde bis zum Knochen runter
geschliffen. Ansonsten bin ich wohl eher mit dem Schrecken davon
gekommen.
Greifenstein-Bike-Marathon |
Nach einer kurzen Genesung von vier Tagen trat ich das erste Training
wieder an. Dies verlief nicht ganz schmerzfrei, aber ich war sehr
zuversichtlich, am 11.09.2011 beim Greifenstein-Bike-Marathon wieder vor
der Startlinie zu stehen. Mein größtes Ziel war es die Ziellinie
unverletzt zu überqueren, welches ich auch erreichte.
Eine Woche später, am 17.09.2011 stand beim Drei-Talsperren-Marathon in
Eibenstock eine sehr außergewöhnliche Herausforderung vor mir. Auch hier
verfolgte mich die Pechsträhne weiter. 100 Kilometer mit 2222
Höhenmetern mussten absolviert werden. Schnell habe ich meine Gruppe
gefunden, mit der ich zweimal zum Auersberg hoch fuhr. Gemeinsam machten
wir uns dann auf den Weg in Richtung Talsperre Eibenstock zum letzten
steilen Anstieg, dem Hundshübel. Dort wurde die Gruppe gesprengt und ich
konnte mit zwei anderen Fahrern davon reisen. Meine Beine liefen
hervorragend und wir hielten das Tempo hoch. Doch dann passierte das Unvorhersehbare. Als ich mich aus dem Wiegetritt wieder auf meine
Sitzschale setzte, löste sich diese plötzlich. Bevor mein Kopf
realisierte, dass mein Carbonsattel extrem locker war, ist auch dieser
schon weggeflogen. Kurz darauf zuckte ich zusammen, als es einen
heftigen Knall gab! Mein Hintermann konnte diesem Stück Carbon einfach
nicht ausweichen und hatte ihn nun völlig zerfledert. Schnell entschloss
ich mich das Rennen im Stehen weiter zu fahren, in der Hoffnung, dass ich
in den nächsten Minuten nicht meine Jungfräulichkeit verliere. Ich
versuchte unsere kleine Gruppe so lange wie möglich zu halten. Doch als
ich auf einer kleinen Erhebung einen Ausblick über die komplette
Talsperre erhielt und dadurch so ungefähr meinen Standort ermitteln
konnte, hatte ich für einen kurzen Moment keine Kraft mehr in den
Beinen. Nach ca. 25 Kilometern Krafttraining bin ich mit
unvorstellbaren Krämpfen dann doch als 17ter ins Ziel gerollert. Sofort
wurde ich von meiner Muttsch am Ziel behandelt und später kümmerte sich
zum Glück ein sehr kräftig gebauter Physiotherapeut um meine Beine.
Die Saison und meine Körner gehen langsam zur Neige. Nur noch ein
MTB-Marathon stand am 03.10.2011 vor mir. Der Adelsberger-Bike-Marathon.
Solide absolvierte ich dieses Rennen und wurde 19. Platz in der
Gesamtwertung.
Die Wettkampfphase war wirklich eine sehr lehrreiche Erfahrung für mich.
Danke an meine „Muttsch“, an das Team Stein-Bikes und an meinen
Trainingspartner Lars „der Lange“ Strehle, die mich zu jeder Zeit
unterstützten. Das nächste Jahr kann kommen!