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Samstag, 29. Oktober 2011

Saison 2011 - Zusammenfassung

Der Meiner hat nun einen Blog! Da die Erstellung des Blogs gerade zum Saisonende erfolgte und der Winter nicht ganz so ereignisreich ist wie mitten in der Saison, werde ich ein wenig in die Vergangenheit reisen und mit wenigen Worten davon berichten wie ich die Saison 2011 erlebt habe!

Wenn man die Erlebnisse und Erfolge auf dem Rad als Diagramm darstellt, verläuft die Linie nicht unbedingt aufsteigend und linear, sondern eher wie das Höhenprofil der MTB-Strecke des EBMs. Ich werde den Verlauf der Strecke näher erläutern.

Danke Ford Fiesta Fahrer
Die Vorbereitungen auf meine gesetzten Ziele verliefen im Winter optimal. Die Leistung konnte aufgebaut werden. Es geht ohne zu holpern allmählich bergauf! Doch leider danach genauso schnell bergab. Denn ein älterer Herr am Steuer eines Ford Fiestas hatte mir im Februar einen kleinen Ausflug über seine Motorhaube verschafft. Leider kostete mich diese Veranstaltung eine gebrochene Nase und viele geprellte Körperteile, sodass ich dem Radtraining eine kleine Pause gönnen musste. Meine Physiotherapeutin musste hart an mir arbeiten um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Danke dir dafür!

3. Platz CC-Prina
Nach langen und schönen Trainingseinheiten konnte ich am 17.04.2011 mein erstes Radrennen in diesem Jahr beschreiten. So steil wie der Alp de Wettin ging es an diesem Tag auch für mich bergauf, denn ich erreichte beim CC-Pirna den 3. Platz in der Gesamtwertung. Die darauffolgenden Rennen waren vielleicht nicht so erfolgreich, aber ich konnte sie sehr effektiv als Training nutzen. Im Mai fuhr ich mit Lars „der Lange“ Strehle und vielen weiteren Radsportbegeisterten dann endlich in das langersehnte Trainingslager, in die Region Emilia-Romagna, um unsere Leistung bei sommerlichen Temperaturen weiter zu steigern.
Trainingslager Italien

Zielankunft in Kap Arkona nach 640 Kilometern
Mein Saisonhöhepunkt „Fichkona - der Wahnsinnsritt im Osten“ rückte immer näher. Für jemanden der nicht genug vom Radfahren bekommt, dem kann ich diese Radtour über 601 Kilometer in innerhalb von 24 Stunden nur ans Herz legen. Als Vorbereitung dafür nutzte ich noch die Leipzig-Brocken-Leipzig Tour, die sich über 330 km erstreckt und 3300 Höhenmeter mit sich bringt. Am 25.06.2011 war es dann soweit und mein Körper hatte die Ehre diesen Ritt im Osten über sich ergehen zu lassen. In Gruppe 1 einsortiert ging es dann bei äußerst sommerlichen Temperaturen von 5°C pünktlich kurz nach 10 Uhr auf dem Col de Fichtel los. Die ersten 120 Kilometer durch das Erzgebirge bewegten wir uns eher in Form einer Ziehharmonika fort. Erst danach merkten wir, dass die Bewegungsform für die nächsten bevorstehenden 520 Kilometer uneffektiv ist und reihten uns fleißig in Zweierreihen ein. Nun stand einer entspannten Tour mit vielen Unterhaltungen nix mehr im Wege. Die meisten denken bei so einer Tour hat man es zuerst mit dem Hintern oder den Beinen zu tun. Doch um ehrlich zu sein, es ist der Hals vom vielen Quatschen. Die Zeit verging wie im Flug und nach knapp 400 Kilometern mussten wir uns auf eine wirklich finstere Nacht einrichten, aber von Müdigkeit war noch keine Spur. In der Dunkelheit fuhren wir durch eine eher karge Landschaft zur Strelasundbrücke. Endlich erreichten wir nach 550 Kilometern die Ostsee und gleichzeitig bekam mein Magen von den unzähligen ISO-Drinks, die ich zu mir nahm starke Krämpfe zu spüren. Für die nächsten 50 Kilometer hieß es Ruhe bewahren, viel Wasser trinken und auf Nahrung zu verzichten. Ich spürte wie das Feuer des Ofens langsam ausging und kämpfte mich dennoch bis zum Kap Arkona durch. Das Ziel erreichten wir nach 640 Kilometern und 21 Stunden, das Gefühl ist unbeschreiblich. Eine Mischung aus Schmerz, Erschöpfung, Glück, Müdigkeit und Freude. Mein Körper nutzte jetzt jede kleinste Gelegenheit um in den Tiefschlaf zu fallen. Die Unterstützung meiner „Muttsch“ war ganz stark. Wir hatten beide einen Erholungsurlaub an der Ostsee verdient!

2 Stunden MTB-Race in Frauenstein
Die Fichkona prägte sich nicht nur in den Kopf, sie hinterließ auch Spuren im gesamten Körper. Die Magenschleimhäute waren entzündet und die Beine weigerten sich in irgendeiner Form zu strampeln. Mein Drahtesel und ich mussten eine harte Zeit durchmachen. Doch diese Krise war nach vielen Sitzungen dann doch überstanden, sodass ich mich nun auf den zweiten Teil der Saison konzentrieren konnte. Da ich mich nicht mit einem Höhepunkt zufrieden gebe, wählte ich als zweiten den EBM (Erzgebirgs-Bike-Marathon). Ich nutzte den Juli um mich gezielt auf diesen vorzubereiten. Die Beziehung mit meinem Rad schien wieder zu harmonieren. Am 10.07.2011 wollte ich das gleich beim 2-Stunden MTB Race in Frauenstein unter Beweis stellen. Mit dem 4. Platz verfehlte ich das Podest in meiner Altersklasse leider nur knapp. Dennoch gab mir das Rennen wieder volle Motivation mich weiter auf den zweiten Höhepunkt vorzubereiten.


EBM (Erzgebirgs-Bike-Marathon)
Am 07.08.2011 war es soweit. Der Erzgebirgs-Bike-Marathon! Dar Herr Altmeister, dar Straßenfahrer und ich entschlossen uns, am Samstag anzureisen und im Hotel „Wettiner Höhe“ in einem 2-Bett-Zimmer mit Aufbettung zu übernachten. Die Aufbettung war irgend so ein Drahtgestell mit einem Schaumstoff oben drauf, welches schon beim Anblick einzustürzen drohte. Das wird wohl das Schlafgemach für den leichtesten Fahrer. Da schon die Waden vom Altmeister so viel wiegen wie mein ganzer Körper und für’n großen Straßenfahrer eine Schlafposition nur unter Verknotung sämtlicher Körperteile gefunden werden kann, hatte ich die Ehre, auf dem Einzelbett meine Schlafruhe zu finden! Zum Glück unverletzt wachte ich nach einer sehr durchwachsenen Nacht am Renntag auf. Viel Schlaf war nicht drin, aber ich fühlte mich fit und war absolut heiß auf diesen Marathon. 100 Kilometer und knackige 2400 Höhenmeter standen mir bevor. Beim Massenstart von rund 1500 Fahrern musste man erstmal seine Drängelkünste unter Beweis stellen. Ich bin gut durch die Menge durchgekommen und konnte mich an einer guten Position einfinden. Für die 3. Runde bereitete der liebe Gott eine Herausforderung der besonderen Art für die Langstreckenfahrer vor. Es regnete ungemein und unsere Räder versanken im tiefsten Schlamm. Die letzten 28 Kilometer waren für den gesamten Körper eine intensive Fangobehandlung bis ins kleinste Detail. Das Ziel erreichte ich nach 04:48:01 als 36. Platz in der Gesamtwertung. Die Reinigung des Fahrers, dem Stoff, welcher ihn ummantelt und des MTBs nahm nochmals so viel Zeit in Anspruch. Was für ein Erlebnis!

EBM (Erzgebirgs-Bike-Marathon)
EBM (Erzgebirgs-Bike-Marathon)

Aber die Saison ist noch nicht vorbei. Viele Rennen habe ich mir noch vorgenommen. Wenn ich gewusst hätte, dass mich für den letzten Teil der Saison eine absolute Pechsträhne verfolgte, hätte ich mir das nochmal überlegt.

Am 21.08.2011 nahm ich am 13. Torgauer MTB Rennen teil. Natürlich wählte ich die längste Strecke von 84 Kilometern auf absolut flachem Terrain. Einen großen Fehler machte ich schon am Start. Ich stellte mich mit einem angebrochenen Sattel an die Linie. Dieser wollte einfach meinem Körpergewicht  nicht Stand halten und brach nach ca. 50 Kilometern. Als 10. Platz erreichte ich das Ziel.

Nach dem Sturz bei der Vier-Hübel-Tour
Mit einem technisch einwandfreien Fahrrad stellte ich mich nun eine Woche später am 28.08.2011 in den Startblock der Vier-Hübel-Tour. Ich hatte die Ehre mit dem Stein-Bikes-Trikot zu starten um meine Leistung unter Beweis zu stellen. Für die Versorgung der Fahrer unterwegs wurde ein großes Verbottlungsteam bereitgestellt. Ich spürte in meiner Muskulatur zwar die vorangegangenen Rennen, dennoch hatte ich ein gutes Gefühl vor dem Start. Der Schuss fiel! Am ersten Anstieg nach 500 Metern ging es dann gleich richtig zur Sache und ich verlor den Anschluss zur Spitzengruppe. Kurz danach konnte ich wieder aufschließen, aber nicht dran bleiben. Das wollte ich am ersten Berg natürlich wieder einholen. Auf dem Weg zum Bärenstein führte eine Asphalt Straße, ca. 3 Meter breit, die durch Hütchen in der Mitte getrennt war. Am Anstieg ließ ich 5 Fahrer hinter mir. In meinem Sichtfeld war kein Mountainbiker mehr zu sehen. Ich musste mich alleine auf die Abfahrt machen und ordnete meine Kette rechts ein. Ich brachte mein Gefährt auf 70 km/h, was eindeutig zu schnell für die doch kurvenreiche Strecke war. Mein Fahrrad empfand die Geschwindigkeit an der ersten Rechtskurve ebenfalls zu hoch und ich wurde ohne Vorwarnung vom Bock geschmissen. Nun war ich auf mich alleine gestellt, dieses Tempo zu bremsen. Der Asphalt eignete sich dafür hervorragend und meine Haut schürfte wie Sandpapier über die Straße. Am Wegesrand befanden sich vor einem zwei Meter breiten Brennnesselfeld auch noch Steinpoller, die ich umgehen musste. Mein Fahrrad entschied sich, mit der Federgabel zuerst gegen einen Steinpoller zu knallen, wobei ich nur wenige Zentimeter an den nächsten vorbei steuerte. Glücklicherweise kam der Meiner im Brennnesselfeld zum Stehen, denn dahinter befand sich auch schon der Abgrund. Mein Arm setzte sich für diese Bremsung am meisten ein und wurde bis zum Knochen runter geschliffen. Ansonsten bin ich wohl eher mit dem Schrecken davon gekommen.

Greifenstein-Bike-Marathon
Nach einer kurzen Genesung von vier Tagen trat ich das erste Training wieder an. Dies verlief nicht ganz schmerzfrei, aber ich war sehr zuversichtlich, am 11.09.2011 beim Greifenstein-Bike-Marathon wieder vor der Startlinie zu stehen. Mein größtes Ziel war es die Ziellinie unverletzt zu überqueren, welches ich auch erreichte.

Eine Woche später, am 17.09.2011 stand beim Drei-Talsperren-Marathon in Eibenstock eine sehr außergewöhnliche Herausforderung vor mir. Auch hier verfolgte mich die Pechsträhne weiter. 100 Kilometer mit 2222 Höhenmetern mussten absolviert werden. Schnell habe ich meine Gruppe gefunden, mit der ich zweimal zum Auersberg hoch fuhr. Gemeinsam machten wir uns dann auf den Weg in Richtung Talsperre Eibenstock zum letzten steilen Anstieg, dem Hundshübel. Dort wurde die Gruppe gesprengt und ich konnte mit zwei anderen Fahrern davon reisen. Meine Beine liefen hervorragend und wir hielten das Tempo hoch. Doch dann passierte das Unvorhersehbare. Als ich mich aus dem Wiegetritt wieder auf meine Sitzschale setzte, löste sich diese plötzlich. Bevor mein Kopf realisierte, dass mein Carbonsattel extrem locker war, ist auch dieser schon weggeflogen. Kurz darauf zuckte ich zusammen, als es einen heftigen Knall gab! Mein Hintermann konnte diesem Stück Carbon einfach nicht ausweichen und hatte ihn nun völlig zerfledert. Schnell entschloss ich mich das Rennen im Stehen weiter zu fahren, in der Hoffnung, dass ich in den nächsten Minuten nicht meine Jungfräulichkeit verliere. Ich versuchte unsere kleine Gruppe so lange wie möglich zu halten. Doch als ich auf einer kleinen Erhebung einen Ausblick über die komplette Talsperre erhielt und dadurch so ungefähr meinen Standort ermitteln konnte, hatte ich für einen kurzen Moment keine Kraft mehr in den Beinen. Nach ca. 25 Kilometern Krafttraining bin ich mit unvorstellbaren Krämpfen dann doch als 17ter ins Ziel gerollert. Sofort wurde ich von meiner Muttsch am Ziel behandelt und später kümmerte sich zum Glück ein sehr kräftig gebauter Physiotherapeut um meine Beine.

Die Saison und meine Körner gehen langsam zur Neige. Nur noch ein MTB-Marathon stand am 03.10.2011 vor mir. Der Adelsberger-Bike-Marathon. Solide absolvierte ich dieses Rennen und wurde 19. Platz in der Gesamtwertung.

Die Wettkampfphase war wirklich eine sehr lehrreiche Erfahrung für mich. Danke an meine „Muttsch“, an das Team Stein-Bikes und an meinen Trainingspartner Lars „der Lange“ Strehle, die mich zu jeder Zeit unterstützten. Das nächste Jahr kann kommen!